Die meisten Deutschen haben mindestens einen, die Queen hat unzählig viele, fast jeder amerikanische Präsident hatte einen – die Kennedys sogar offiziell vier (Clipper, Charlie, Pushinka und Shannon) – und warum sollte Barack Obama mit dieser Tradition brechen? Seit Sommer 2008 beschäftigen sich Amerikaner und Menschen aus aller Welt im Internet mit der Frage: Wer wird der »First Dog« der USA? Dieses brisante Thema griff auch das News-Museum in Washington auf und eröffnete am 14. November eine Ausstellung mit dem Titel: »American Presidents and their pets«. Im Bundesstaat Maryland gibt es bereits seit 5 Jahren das »Presidential Pets« Museum.
Der treue Gefährte
Der Hund gilt seit jeher als Sinnbild für absolute Hingabe, Treue und unerschütterliche Loyalität. Die Vierbeiner haben eine entspannende Wirkung auf den Menschen, gerade in solch schwierigen Krisenzeiten wie Wirtschaftskrisen, sozialer Wandel, Krieg etc. Auch wegen des enormen Drucks, den das Präsidentenamt mit sich bringt, ist es für den mächtigsten Mann in Washington besonders wichtig, einen Untergebenen an seiner Seite zu haben, der nicht laufend über ihn urteilt.
Ein anderer positiver Effekt ist die Steigerung des Identifikationspotenzials des Kandidaten unter den Tierhaltern. Wer sich in freundlicher Pose mit Hund zeigt, hat die Herzen der Tierliebhaber leicht erobert. Und davon gibt es viele in Amerika: 39% der Haushalte in den USA halten sich mindestens einen Hund (Quelle: The Human Society of the United States, <hsus.org>). Ein Hund symbolisiert neben der partnerschaftlichen Treue des Volkes einem gerechten Staatsoberhaupt gegenüber auch die Pflichten des gewissenhaften Staatsmannes. Ein hundefreundliches Staatsoberhaupt, welches seine tierischen Partner fair und verantwortungsbewusst behandelt, vermittelt ein menschliches und sympatisches Bild des Politkers.
Von Tipsy bis Barney – Episoden aus dem Leben der »First Dogs«
Nachdem George Washington 1789 Präsident wurde und während seiner Amtsperiode 36 Jagdhunde durch das Oval Office jagten, lebten mehr als 400 Vierbeiner im Weißen Haus. Die Liste ist also lang und nur wenige lustige Episoden haben es in diese »VID« Liste (Very Important Dogs) geschafft:
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George Washington: Drunkard, Mopsey, Taster, Captain, Lady Rover, Vulcan, Sweetlips, Tipler, Tipsy und weitere 27
Jagdhunde.
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Theodor Roosevelt: Neben exotischen Haustieren wie Schlangen, einem Schwein und einem Dachs hielt Teddy Roosevelt einen
Bullterrier namens Pete, der einmal dem französischen Botschafter die Hosen kaputt riss.
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Franklin D. Roosevelt: Fala (Scottish Terrier) machte stets Männchen wenn die Nationalhymne ertönte und bekam auf Grund
ihrer wachsenden Beliebtheit eine eigene Sekretärin zur Beantwortung ihrer Fanpost.
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Harry S. Truman: Feller (Cocker Spaniel) war ein ungebetenes Weihnachtsgeschenk. Als Truman ihn an einen Physiker
weiterverschenkte, erntete er scharfe Kritik und Feller wurde als »the unwanted dog« berühmt.
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John F. Kennedy: Für seine Hunde Charlie (Welsh Terrier), Shannon (Irish Spaniel, Geschenk vom Irischen Premier deValera),
Clipper (Schäferhund), Pushinka (Nachfahre des Astronautenhundes Strelka und ein Geschenk des damaligen sowjetischen Regierungschefs Chruschtschow) und diverse andere Familientiere ließ JFK
einen Spielplatz nahe des West Wing anlegen. Er führte auch die Tradition ein, dass der »First Dog« Teil des Empfangskomitees ist wenn der präsidiale Helikopter einfliegt.
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Lyndon B. Johnson jodelte gemeinsam mit Yuki (Mischling) für Ludwig Erhard und machte schlechte Schlagzeilen als er seine
Beagles, Him, Her und J. Edgar (ein Geschenk von J. Edgar Hoover) vor laufender Kamera scherzhaft die Ohren lang zog.
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Richard Nixon: Checker (Cocker Spaniel), Vicky (Pudel), Pasha (Terrier), King Timahoe (Irish Setter). Nixons letzte Worte
vor seinem Tod 1994 sollen gelautet haben: »Ich habe vergessen, den Hund auszuführen.«
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Gerald R. Ford: Liberty (Golden Retriever) brachte 1975 einen riesigen Wurf präsidialer Welpen im Weißen Haus zur
Welt.
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George H. Bush: Spot (Scottish Terrier) und Millie (Englisch Springer Spaniel), die ihre Memoiren schrieb: Millie’s Book: As
dictated to Barbara Bush.
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Bill Clinton brach die Tradition und stellte Socks als »First Cat« vor. Um den Hund kam er dennoch nicht herum. Als die
Lewinsky-Affaire zu köcheln begann, sahen ihm die Amerikaner lieber beim Schmusen mit seinem Labradorwelpen Buddy zu.
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George W. Bush: Barney (Scottish Terrier) ist der Star vieler Websites und Filme.
Übrigens: Die erste Hundeliebhaberin unter den Staatsoberhäuptern war Königin Victoria von England. Sie gründete Ende des 19. Jahrhunderts den ersten Tierschutzverein der Welt und gestaltete die erste Dreiecksbeziehung zwischen Volk, Hund und Herrscher, in dem ihre Hunde so bekannt waren, dass das Volk den Namen jedes einzelnen Hundes kannte. Sie wusste wie man die Vierbeiner für Public Relations einspannen konnte.
»Willst du einen Freund in Washington, dann schaffe dir einen Hund an«, so lautet ein Zitat von Präsident Truman, welches die meisten US-Präsidenten in der Vergangenheit auch beherzigt haben. Präsident Barack Obama ist auch schon auf der Suche nach dem richtigen »besten Freund« – immerhin hat er es seinen Töchtern fest versprochen. Die Suche gestaltet sich jedoch schwierig, da seine Töchter Malia eine Hundhaarallergie hat. Ein Mischlingshund aus dem Tierheim soll es sein, sagt Obama, denn er selbst sei auch ein Mischling. Vielleicht sind die Obamas also doch bald zu fünft.
AH