Beim Durchblättern unseres Gästebuches im Museum THE KENNEDYS fallen drei Dinge auf: Erstens, es gibt viele Kennedy Fans aus Irland. Zweitens, die Iren betonen stets die irischen Wurzeln John F. Kennedys und, drittens, viele sprechen von der Wichtigkeit des Irlandbesuchs Kennedys 1963. Grund genug, sich näher mit den irischen Wurzeln der Kennedys zu beschäftigen.
TEIL 1: PATRICK KENNEDY
Irische Erfahrungen
Patrick Kennedy – JFKs Urgroßvater – wurde im Jahre 1823 im irischen Dunganstown geboren. 20 Jahre später erfasste das Land eine Tragödie schrecklichen Ausmaßes: Die Kartoffelfäule vernichtete die Ernte des Hauptnahrungsmittels der Iren und mehr als eine Millionen Menschen fielen dem Hungertod zum Opfer. Binnen weniger Monate verwandelte sich das Land in ein Leichenhaus. Als lebensrettenden Ausweg wählten zwei Millionen Iren die Emigration.
Für Patrick Kennedy stellte Auswanderung ebenfalls die letzte Option dar, um der Machtlosigkeit zu entkommen. Als 3. Sohn war es ihm laut Erstgeburtsrecht nicht möglich, einen Teil des elterlichen Hofes zu erben und eine eigene Familie zu ernähren. Damals war die verarmte Bridget Murphy – Kusine seines Böttchermeisters, des Emigranten Patrick Barron – aktiv um Patricks Liebe in der Hoffnung, er würde sie mit ins Land der unbegrenzten Möglichkeit nehmen.
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Im Alter von 26 Jahren verließ der gelernte Böttcher seine Familie und machte sich auf die lange Reise über Liverpool nach Amerika. Auf seiner Zwischenstation lernte er die Elendsviertel des viktorianischen Kapitalismus kennen und, angekommen in Bosten, erwarteten ihn die asiatische Cholera, vollgepfropfte Straßen, Armenviertel, Depression und Trunksucht – nicht viel anders als das Land, aus dem er floh. Iren gehörten auch in den USA noch lange Zeit zur sozialen Unterschicht.
Es gibt zwei typisch irische Charaktere. Auf der einen Seite ist der untertänige, loyale und gottesfürchtige Ire, der Priester, Feuerwehrmann oder Beamter wird. Auf der anderen Seite gibt es den trotzigen, aufsässigen, rebellischen Iren, der sich dem Journalismus oder den Geisteswissenschaften verschreibt oder gern auch Kneipenwirt, Gangster oder Rechtsanwalt wird. Geschichtenerzähler sind sie alle, denn die Rede ist die mächtigste Waffe der Iren.
Patrick war ein richtiger irischer Rebell. Die Geschichten seines Großvaters und Vaters der jahrhundertlangen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Erniedrigungen brannten sich in sein Gedächtnis ein und wurden bis in die heutige Generation der Kennedys „weitervererbt“. Das Streben nach politischem Einfluss, Macht und Reichtum sollte ein fundamentaler Bestandteil der Kennedy-Philosophie werden.
Dynastische Grundsteinlegung
Patrick und Bridget warten mit ihrer geplanten Hochzeit bis Boston. Sie verließen getrennt ihre Heimat und trafen sich auf der Zwischenstation zur gemeinsamen Atlantiküberfahrt auf einem Schiff mit dem Spitznamen „Sargschiff“. Patrick Barron verschaffte ihm bald Arbeit als Böttcher und am 26. September 1849 wurde Hochzeit gefeiert. Gemeinsam hatten sie 5 Kinder, darunter der einzige überlebende Sohn Patrick Joseph, Jr.
1850 waren auch die Fitzgeralds ausgewandert und zwei Generationen später begründete die Ehe zwischen Joseph Patrick Kennedy und Rose Fitzgerald eine der mächtigsten Dynastien der Welt. Der angestrebte soziale, wirtschaftliche und politische Aufstieg ihrer Kinder, Enkel und Urenkel kulminierte in der Präsidentschaft seines Urenkels John F. Kennedys.
AH