Die irischen Wurzeln der Kennedys (Teil 2)

Teil 2: »Welcome Home, Mr. President!«

Das Kennedy Familienmuseum in Irland

Neulich wurden auch Barack Obamas irisch-protestantische Wurzeln bekannt. Dessen Ur-ur-ur-ur-Großvater mütterlicherseits, Joseph Kearney, wanderte nämlich in den 1840ern nach Amerika aus. Obamas Irlandverbindung ist zwar sehr weit hergeholt, dennoch treiben es die Iren bereits so weit, dass sie in Joseph Kearneys Herkunftsort Moneygall ein Heritage Center eröffnen wollen.


Das Kennedy Familienmuseum im irischen Dunganstown gibt es bereits seit 1999. Dort in der Nähe lebte John F. Kennedys Ur-Großvater bevor er 1849 nach Amerika auswanderte. Es ist eine kleine, gemütliche Farm, auf der Fotos und persönliche Gegenstände der Familie in einer Scheune ausstellt werden, während in einem anderen Haus ein emotionaler Film über den Irlandbesuch 1963 läuft. Der Besucher wird nicht alleine gelassen, das freundliche Personal (Vorsicht, es könnte ein Cousin x. Grades von JFK sein!) plaudert überschwänglich Familiengeheimnisse aus.

 

Irische Mythen

Die Iren waren schon immer begeisterte Anhänger der pathetischen Vorstellung Erben eines Thrones zu sein. Der Glaube an Flüche, Elfen und Kobolde erinnert sehr stark an die Idee des irischen Camelot – und Jackie Kennedy Onassis’ Umsetzung der Camelot-Ära. Ihr mythischer Held Brian Boru, ein geborener Brian McCennedi, war ein sagenumwobener Hochkönig von Irland um das Jahr 1014, der in der Schlacht von Clontarf die Wikinger geschlagen haben soll. Der Stammsitz des »O'Cennedi« Clans ist »Glen Ora« in der Grafschaft Clare. Interessanterweise trägt President JFKs Anwesen in Virginia ebenfalls den Namen »Glen Ora«. Seine Residenz Atoka nannte er 1963 in »Wexford« um. Die Inspiration dazu ereilte ihn bei seinem Irlandbesuch 1963.

 

Die Rückkehr der Sohnes 

Am selben Tag, an dem er die Herzen der Berliner gewann, kehrte der »irische« Sohn für drei Tage in die Heimat zurück. Irland befand sich zu jener Zeit im Wandel, auf dem Weg aus einer langen wirtschaftlichen und politischen Isolation heraus. Dass Millionen ihrer Kinder über ein Jahrhundert hinweg auswanderten, ertrugen sie nur, indem sie die Hoffnung nie aufgaben, dass ihre Kinder und Kindeskinder eines Tages in Wohlstand leben würden. Und einer der I(h)ren hatte es 1960 sogar bis ins Weiße Haus geschafft.

 

Eines scheint klar zu sein: Was für die Berliner der Kennedy-Besuch in West-Berlin 1963 mit seiner berühmten Rede vor dem Schöneberger Rathaus und dem unvergesslichen Satz: »Ich bin ein Berliner« ist, ist für die Iren der darauffolgende Besuch in Irland vom 26. bis 29. Juni 1963.

 

Nach diversen politischen Terminen ergab es sich, dass JFK am 27.06.1963 dem Familienstammsitz in Dunganstown, in der Grafschaft Wexford, einen Besuch abstatten und seine Vettern und Kusinen kennen lernen konnte. Ein Kaffeekränzchen wurde auf dem Hof abgehalten, man liebkoste den »Sohn« und schoss zahlreiche Familienfotos zur Erinnerung.

 

Wehmütiger Abschied

Emotional berührt und begeistert von Irland und der herzlichen Aufnahme durch seine »Landsleute« hielt JFK am Tag seiner Abreise am Flughafen Shannon, in der Nähe des gleichnamigen und mythischen Flusses, eine rührende Rede, bei der er ein berühmtes Gedicht rezitierte, welches er am Abend zuvor von der Frau des irischen Premierminister Eamon deValera gelernt hatte:

 

(…) Thus returns from travels long,

Years of exile, years of pain,

To see old Shannon’s face again,

O’er the waters dancing. 

 

Sein letzter Satz auf irischem Boden lautete: »Well, I am going to come back and see old Shannon’s face again, and I am taking, as I go back to America, all of you with me.« 

 

Den Verwandten in Wexford versprach er im nächsten Sommer für einen längeren Urlaub zurückzukehren, doch leider kam sein Tod am 22. November 1963 dazwischen. Der Mythos lebt auch in Irland weiter und JFK wird immer einer der I(h)ren bleiben.

 

AH