Die Kennedys leben weiter... (Teil 1)

Die Kunst überdauert Krisen, Kriege, wechselnde Regierungen und Regime, sie überdauert das Leben und den Tod. Das gleiche Schicksal betrifft ihre Inhalte. Einmal einen Platz in einem Kunstwerk innehabend, wird einem das ewige Leben zuteil. So erging es auch einigen Mitgliedern der Familie Kennedy. Die meisten von ihnen weilen nicht mehr unter uns, leben aber in unzähligen Kunstwerken weiter. Es wurden schier undendlich viele Photos gemacht, Leinwände bemalt und Skulpturen angefertigt, deren Inhalte sich auf die bis dahin wohl medienwirksamste Herrscherfamilie beziehen. 


Künstler wie Hans Hoffmann, Robert Motherwell, Pablo Picasso sowie Pop-Art-Künstler wie Roy Lichtenstein, Robert Rauschenberg wählten die Familie als Thema für einige ihrer Werke. Die Bandbreite reichte von den in den 1960ern langsam in den Hintergrund abwandernden Abstrakten Expressionisten über die aufkommende Pop-Art bis hin zu unabhängigen Malern. 

 

Der Abstrakte Expressionismus wurde nach und nach am Ende der 1950er und Anfang den 1960er Jahre in den Hintergrund gedrängt und durch neue Kunstrichtungen ersetzt. Nichtsdestotrotz waren die alteingesessenen Maler immer noch aktiv und widmeten sich zum Teil auch den aktuellen Geschehnissen und Entwicklungen. 

 

Die Malerin der Generation des Abstrakten Expressionismus – Elaine de Kooning – schuf eine Bildserie über den 35. Präsidenten, die ursprünglich nur als ein einziges Porträt für die Harry S. Truman Library geplant war. Da Kennedy keine Zeit zum Posieren hatte, beobachtete ihn die Künstlerin während seiner Arbeit. Auf diese Weise entstanden einige expressionistische Zeugnisse dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit, die besonders auf dem Bild John F. Kennedy (1963), mit seinen gewaltigen Ausmaßen, besonders deutlich wird. 

 

Ihrem Ehemann, Willem de Kooning sagt man ebenfalls die Hingabe zu John F. Kennedy als Motiv nach. Ein Zeugnis dessen ist das Werk Reclining Man (John F. Kennedy) von 1963. Der Zusatz des Titels in Klammern wurde erst viele Jahre später nach der Veröffentlichung hinzufügt, da man hier das Gesicht des ermordeten Präsidenten zu erkennen glaubt. Da de Kooning, wie alle Amerikaner, die Ereignisse des Novembers 1963 inbrünstig verfolgte und seine Frau Elaine bereits seit einem Jahr an den Porträts des Präsidenten gearbeitet hatte, liegt die Vermutung nahe, dass dieses Werk John F. Kennedy darstellt. Diese Mutmaßung ist jedoch bis heute auch in der Kunstwissenschaft umstritten. 

 

Robert Motherwell, ein weiterer Abstrakter Expressionist, schuf ein großes Wandgemälde für das John F. Kennedy Federal Building in Boston. Das Bild trägt den Titel New England Elegy (1965) aber es wird vermutet, dass es eigentlich The Tragedy of President Kennedy’s Death heißen sollte. In dem abstrakten Werk glaubt man auf einmal oben in einem schwarzen Bereich die Umrisse einer Waffe zu sehen. In einer eckigen Form dagegen sollen sich das Profil des Kopfes des Präsidenten und in den Linien herum die Projektilflugbahnen oder Blutspritzer verbergen. Motherwell selbst negierte die »John F. Kennedy-Theorie« und gab an, dass es sich hier um einen allgemeinen Ausdruck der Trauer nach einem Todesfall handele. 

 

In dem Werk To JFK: The Thousand Roots Did Die With Thee (1963) von Hans Hoffman, sieht man die auf die Leinwand gespritzte und getröpfelte schwarze Farbe, die wie eine Blutlache aussieht. Die allgemeine Stimmung, die aus dem Bild hervortritt, ist die des Schwermutes und der Bedrohung. Hoffman setzte hier all sein Können ein, um die unbegreiflichen Gefühle, die eine Tragödie immer begleiten, auszudrücken. 

 

Die Künstler des Abstrakten Expressionismus zeigten also ein relativ großes Interesse an dem Leben und dem Tod ihres Präsidenten. Die Werke, die die Ikone einer ganzen Generation zeigen, sind mal mehr mal weniger abstrakt, vermitteln aber eindringlich eine ganze Bandbreite der Gefühle und Betrachtungsweisen, die diesen großen Mann auf seinem politischen Werdegang begleitet haben.

 

JK