Porträt einer Familie – Richard Avedon und THE KENNEDYS

»As long as people remain curious about life in the twentieth century, they will turn to Avedon’s photographs to see how it looked, and what it meant.«

Adam Gopnik, Schriftsteller und Essayist

 

Nur wenige Menschen haben die Gabe Bilder zu schaffen, die Jahrzehnten ein Gesicht verleihen können – einige leisten ihren Beitrag dazu hinter der Kamera, andere davor.


Richard Avedon, geboren 1923, zählt zu den bedeutendsten Photographen des 20. Jahrhunderts und wurde schnell zu einer Koryphäe auf dem Gebiet der Mode- und Porträtphotographie. Sich der Wirkung seiner Bilder bewusst, lichtete Avedon mit den Kennedys im Jahr 1961 eine Familie ab, deren Umgang mit den Medien beispiellos war. Die Aufnahmen, die im Modemagazin »Harper’s Bazaar« und in der Illustrierten »Look« erschienen, stehen für eine gekonnte Verbindung hoher Porträtkunst, politischer Imagebildung und einer Home-Story. Bei dem legendären Shooting entstanden Aufnahmen, die den Bürgern der USA und Beobachtern aus aller Welt einen Einblick in das Leben der jungen »First Family« ermöglichen sollten.

Es lässt sich kaum bestreiten, dass die Familie Kennedy eine Idee der frühen 1960er Jahre wachruft, die für das Aufblühen einer neuen und liberaleren Gesellschaft steht. Kennedy, der im November 1960 in das Amt des US-Präsidenten gewählt wurde, stand unter dem Druck, Erwartungen gerecht zu werden sowie die Befürchtungen seiner Gegner zu zerschlagen. Die USA waren durch innenpolitische Krisen und außenpolitische Bedrohungen zu lenken.

 

Die Bilder Avedons zeigen zwar einen gewohnt jugendlich aussehenden Kennedy, ein wahres »Siegerphoto« vermisste Avedon jedoch. Während des Shootings diktierte der Präsident seiner Sekretärin Evelyn Lincoln Memos bezüglich der diplomatischen Beziehungen zu Kuba, die gerade auf eine harte Probe gestellt worden waren. Am sichersten als großer Redner, war dem Präsidenten während des Phototermins »auf eine sehr charmante Art nicht wohl in seiner Haut gewesen«, berichtete der Photograph später. Zwischen Jackie und Avedon hingegen stimmte die Chemie, sie wirkte unbekümmert und entspannt.

Die sechs vom Modemagazin »Harper’s Bazaar« ausgewählten Bilder zeigen die dreijährige Caroline spielend am Arm ihres Vaters, Jackie Kennedy im Ballkleid oder auch den wenige Wochen alten John Jr. im Arm haltend und am Arm ihres Gatten, hinter dessen selbstsicheren Haltung sie die leicht devote Rolle der Ehefrau einnimmt.

 

In einer Paraderolle präsentieren die in der »Look« gezeigten Aufnahmen die Kennedys unverkrampft, fröhlich und unter freiem Himmel. Die teilweise farbigen Bilder vermittelten den Eindruck eines entspannten, glücklichen und vor allem normalen Familienlebens.

 

Schon Franklin D. Roosevelt schuf das Image einer erfolgreichen und ansehnlichen »First Family«. Seine Frau Elenore bewies der Welt, dass auch die Gattin eines Präsidenten als öffentliche Person in der Lage ist, den Zeitgeist nachhaltig zu prägen. 

 

Das Bild von Jack und Jackie Kennedy, die strahlend und zuversichtlich in die Zukunft blicken, wird wohl nie verblassen. Durch ihren gekonnten Umgang mit den modernen Medien entwickelte sich die Familie zum Vorbild einer ganzen Generation. Richard Avedon, der die einzigen offiziellen Photos der Familie zwischen Wahlerfolg und Amtseinführung machte, trug mit diesen zur Legendenbildung bei. Seine Bilder hinterlassen bis heute tiefe Bewunderung bei ihren Betrachtern. 

 

Ein Bildband zu dieser bemerkenswerten Zusammenarbeit – »Richard Avedon – Die Kennedys – Porträt einer Familie« – ist im Museum THE KENNEDYS als Sonderausgabe erhältlich.

 

Richard Avedon verstarb 2004 als einer der Größten seines Fachs. Das oben angeführte Zitat ist Teil einer Würdigung, die ihm nach seinem Tod im Magazin »The New Yorker« zuteil wurde.

 

BB