Als John F. Kennedy am 20. Januar 1961 sein Amt als 35. US-Präsident antrat, rief er die Gegner seines Landes dazu auf, gemeinsam mit Amerika für den Frieden zu kämpfen. Diese Aufforderung betraf insbesondere die Sowjetunion, die unter der Führung Nikita S. Chruschtschows zusammen mit den USA die politische Weltlage bestimmte.
Chruschtschow, der von 1953 bis zu dessen politischen Sturz 1964 als Erster Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU fungierte, begründete seine Außenpolitik auf dem Prinzip der »Friedlichen Koexistenz«: Statt kriegerischer Auseinandersetzungen mit den USA zu suchen, strebte er danach, den großen Rivalen durch die reine Ausbreitung des eigenen politischen Systems – über den wirtschaftlichen Wettbewerb bis hin zur Kosmonautik – zu schlagen.
Im Wahlsieg Kennedys gegen dessen republikanischen Gegenkandidaten Richard Nixon, sah Chruschtschow seine Chance, die sozialistischen Interessenlagen durchzusetzen. Kennedy sei zu jung und unerfahren, um der Sowjetunion wirkliche Härte demonstrieren zu können. Diese Meinung bestätigte sich für ihn durch das Wiener Gipfeltreffen mit Kennedy am 3. und 4. Juni 1961 in Wien, in welchem der Präsident den Kreml-Chef nicht überzeugen konnte. Die Gespräche, in denen vor allem Berlin, Laos und das Verbot von Kernwaffenversuchen zentrale Themen bildeten, endeten weitgehend ergebnislos. Nur wenige Wochen später begann der Bau der Berliner Mauer mit dem Einverständnis Chruschtschows.
Für John F. Kennedy bildete Berlin jedoch nicht die einzige außenpolitische Gefahrenstelle. Unweit der Küste Floridas begann sich Kuba unter der Führung Fidel Castros immer stärker dem Sozialismus zuzuwenden. Ursprünglich durch eine gemeinsame Wirtschaftsgeschichte eng miteinander verbunden, wuchs das Misstrauen Amerikas gegen die Karibikinsel nach der erfolgreichen Revolution Castros gegen das Batista-Regime 1959. Präsident Eisenhower verhängte 1960 schließlich eine Wirtschaftsblockade gegen Kuba, welche Castro veranlasste, mit dem Ostblock zu sympathisieren. Gewissermaßen trieben also die USA selbst Kuba in die Hände des Sozialismus, was Fidel Castro auf einer UN-Vollversammlung allen im Saal anwesenden Amerikanern verkündete.
Präsident Kennedy musste sich nun mit einem Bündnispartner Chruschtschows vor der eigenen Haustür auseinandersetzen. Die erste Maßnahme, den »comandante« Kubas zu beseitigen, endete mit dem Desaster der Schweinebuchtinvasion vom 17. April 1961. Kennedy übernahm die volle Verantwortung – Castros Selbstbewusstsein stieg an. Einmal mehr in der Geschichte seines Landes hatten es die USA nicht geschafft, den kleineren Kontrahenten zu schlagen. Damit war das Thema »Castro« für den Präsidenten jedoch keinesfalls beendet: Im Herbst 1961 wurde die »Operation Mongoose« ins Leben gerufen, die neben diversen Sabotageakten auf Kuba auch Attentatsversuche auf dessen Staatsoberhaupt plante. Am Ende konnten keine Erfolge dieser Vorhaben vorgewiesen werden. Fidel Castro blieb für 49 Jahre der Regierungschef Kubas, bis er 2008 von seinem Bruder Raúl abgelöst wurde.
Was es jedoch bedeuten konnte in der Reichweite eines sowjetischen Bündnispartners zu liegen, durchlebte die Kennedy-Administration während der »Kuba Krise«. In jenen 13 Tagen schwoll das Selbstbewusstsein Castros abermals an. Durch die atomare Aufrüstung seines Landes durch die Sowjetunion, war Kuba erstmals in der Lage, die USA in eine wirkliche Schrecksituation zu versetzen. Dementsprechend groß war Castros Wut über die Nachricht des Raketenabzugs – insbesondere das persönliche Verhältnis zu Chruschtschow erholte sich davon nicht mehr.
Während Castros Hass auf die USA nach der Beilegung des Konfliktes weiterwuchs, sah Chruschtschow Präsident Kennedy in einem anderen Licht. In seinen 1970 erschienen Memoiren drückt er seine Anerkennung gegenüber seinem einstigen Gegenspieler aus: »Ich werde mich an den verstorbenen Präsidenten immer mit tiefem Respekt erinnern, da er sich letzten Endes als besonnener Mann erwies, entschlossen, einen Krieg zu vermeiden.«
Anastasia Hartmann