Die Faszination, die die Kennedys bereits zu Lebzeiten auf die Menschen ausübten, ist auch heute – über 50 Jahre nach John F. Kennedys Amtszeit – noch ungebrochen. Einen nicht allzu geringen Anteil daran, hat die stets zeitlose Wirkung der Familie in Aufnahmen und Porträts, die in einem heutigen Betrachter wohl vor allem durch die klassische, unvergängliche Kleidung den Eindruck erweckt, als wären jene Photographien kaum ein paar Jahre alt.
Dieser Verdienst ist sicherlich zu großen Teilen Jackie Kennedy zuzuschreiben, welche schon frühzeitig die Wirkung von Mode erkannte und bereits in den 1960er-Jahren zu einer der einflussreichsten und bedeutendsten Stilikonen aller Zeiten avancierte. Von den einfarbigen, klar geschnittenen Kostümen, den Perlenketten bis hin zu den für sie so typischen Pillbox-Hüten, gibt es nur wenige andere historische Figuren, deren Wiedererkennungswert sich so ausgeprägt über ihre Kleidung definiert, wie jener, der bislang vermutlich berühmtesten First Lady, deren Stil auch heute noch vielen als große Inspirationsquelle dient.
Aber nicht nur Jackie setzte damals neue Maßstäbe in der Modeszene, auch der Präsident bekam die Ausmaße seiner modischen Wirkung auf die Außenwelt zu spüren. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Hut-Industrie um 1961 wenig positiv gestimmt war, als sich der neue Präsident in der Öffentlichkeit fast immer ohne Kopfbedeckung zeigte und die Hut-Propagandisten sich mit ihrem Werbeslogan »Mit Hut ist der Weg nach oben leichter.« mit einer zunehmenden Absatzkrise konfrontiert sahen.
Dabei waren es meist nur kleine, unwichtig wirkende Elemente die John F. Kennedys Stil von dem der Masse abhoben. Vor der Ehe mit Jacqueline Bouvier eher durch lockere, sportliche Kleidung bekannt, war es später die Kunst der Kombination aus Understatement und traditionellen Elementen, des Demokratischen und Aristokratischen, die ihn zu einem der männlichen Begründer des heutzutage populären amerikanischen Ivy-League-Styles machten, den Modedesigner wie Ralph Lauren oder Tommy Hilfiger in ihren Kollektionen aufgreifen.
Grundlegend ist sein Stil dabei zwischen dem privaten John F. Kennedy und dem des Präsidenten zu unterscheiden. Als Präsident verweigerte er sich den damals typischen zweireihigen Sakkos und hob sich mit seinen einreihigen, taillierten und somit modern wirkenden Jacketts der Firma seines Vertrauens »Brook Brothers« deutlich von den anderen Staatsoberhäuptern der Zeit ab. Waren seine Anzüge eher in schlichten, aber kräftigen Farben, wie blau, grau und schwarz gehalten, war es oft der schmal geschnittene, gemusterte Schlips, der seinem Auftreten das gewisse Etwas verlieh. Es kam nicht selten vor, dass Kennedy sein Sakko ablegte und sich in einem an den Ärmeln hochgekrempeltem, meist weißem Hemd etwas lockerer in der Ausübung seiner Pflicht gab. Privat zeigt sich Kennedy zumeist in einem sportlich-legeren Look, häufig bestehend aus über dem Knie endenden Khaki-Shorts, Chino-Hosen, Polo-Shirts, Hemden und Loafers mit denen er auch ohne Probleme jeden Moment dem Spielen mit seinen Kindern oder sportlichen Aktivitäten wie dem Segeln nachgehen konnte. Ebenfalls nicht fehlen durfte seine unverkennbare Wayfarer-Sonnenbrille, die er sogar zu öffentlichen Veranstaltungen trug und nur bei militärischen Anlässen mit einer Sonnenbrille im Piloten-Stil austauschte. Die Kleiderwahl des Präsidenten ist somit als Interpretation des Ostküsten-Stil, angelehnt an den europäischen Stil, zu verstehen und hat, geprägt durch die Verwendung solider Farben und klarer, klassischer Linien und Schnitten, einen eher schlichten Unterton.
Kennedy legte großen Wert auf zeitlose, hochwertige Stücke, was besonders an der Auswahl seiner zurückhaltenden Accessoires, wie seiner schmalen Omega-Armbanduhr, die ihm ein treuer Begleiter ist, deutlich wird. Durch seine Kleidung suggeriert er Macht und Wohlstand, ohne sich dabei jemals offensichtlicher Marken zu bedienen.
Ähnlich wie Jackie Kennedys politischer Einfluss, wird oftmals auch die Wirkung von Kennedys Kleidung auf die Öffentlichkeit unterschätzt und führt so nicht selten zu Überraschung beim Anblick des Präsidenten mit heutzutage immer noch sehr populären Kleidungsstücken, wie beispielsweise sogenannten »Chuck Taylor All-Stars«, welche vor allem für viele Jugendliche heute den Schuh der Wahl darstellen. Kennedys Stil lässt ihn somit nicht nur zeitlos und ewig jung in den Augen heutiger Generationen erscheinen, sondern wirkte auch damals unterstützend, Kennedys Image als Visionär für ein neues, junges Amerika, dem amerikanischen Volk und der restlichen Welt zu vermitteln.
Marie-Therese Meye