Bei dem Werk »Times to Remember« handelt es sich um eine Autobiografie von Rose Kennedy, welche erstmals 1974 veröffentlicht wurde. Christopher Lehmann-Haupt, ein bekannter amerikanischer
Journalist und Kritiker bezeichnete das Werk als »distillation of Rose Kennedy’s extraordinary faith«.
Rose Kennedy, die Mutter John F. Kennedys, alias Jack, schreibt hauptsächlich über persönliche Erfahrungen, Erfolge sowie Tragödien als Mutter und Ehefrau und untermauert diese mit
Tagebuchnotizen, Briefen und Fotografien. Das Werk liest sich wie eine faszinierende amerikanische Gesellschaftsgeschichte zweier irischer Familien – den Fitzgeralds und den Kennedys – ,die Mitte
des 19. Jahrhunderts aufgrund der Hungersnot nach Amerika kamen, um nach wirtschaftlichen und politischen Erfolg zu streben. Rose Kennedy selbst definiert ihr Werk als »a book about my husband
and myself, with something about our parents and a great deal about our children; in their settings, their humanity, their natures, and their destinies«.
Besonders die kurzen Anekdoten Rose Kennedys lassen die Leser und Leserinnen an dem facettenreichen Leben und den faszinierenden Charakteren der Familie teilhaben. Joseph P. Kennedy, Jr. wird als
liebevoller Vater beschrieben, der gerne Zeit mit seinen Kindern verbrachte, sofern seine Arbeit in der Wirtschaft und der Politik es zuließen. Er war immer daran interessiert, seinen neun
Kindern möglichst viel Wissen zu vermitteln, um sie zu erfolgreichen und durchsetzungsfähigen Gewinnern und Gewinnerinnen zu erziehen. In der Küche des Kennedy-Domizils befand sich eine
Wandtafel, an der regelmäßig bedeutende und informative Zeitungsartikel gepinnt wurden. Die älteren Kinder mussten die Artikel lesen und sich ihre eigenen Meinungen dazu bilden. Beim Essen wurden
dann die bedeutendsten Themen besprochen und Mutter Rose und Vater Joseph stellten viele Fragen, um den Wissensschatz der Kinder zu testen und zu erweitern.
Rose Kennedy war keine typische Mutterfigur. Sie war sehr rational und religiös und besaß eine gewisse Strenge hinsichtlich der Erziehung ihrer Kinder. Rose disziplinierte sie mit Hilfe eines
Lineals oder eines hölzernen Kleiderbügels, wenn diese sich den Regeln der Mutter widersetzten. Außerdem verreiste sie viel und ließ ihre Kinder bei den Hausangestellten und Kindermädchen zurück.
Jedoch gab es auch Momente in ihrem Leben, in denen sie gemeinsame Zeit mit ihren Kindern verbrachte und es dabei an Hingabe nicht mangelte: Einst fuhr Rose Kennedy mit fünf ihrer Kinder zum
Blaubeerpflücken. Jedes Kind bekam einen kleinen Blecheimer und begab sich auf die Suche nach den größten und saftigsten Früchten. Nach einer Weile kam Eunice erschrocken zur ihrer Mutter gerannt
und erklärte ihr, dass sie von einer Hummel in den Arm gestochen wurde. Ihre Geschwister schenkten ihr für kurze Zeit ihre Aufmerksamkeit, pflückten dann jedoch eifrig weiter. Einige Minuten
später lief Jack schreiend zu seiner Mutter. Er hatte sich beim Pflücken der tiefer hängenden Beeren auf einen großen Ameisenhaufen gesetzt. Rose reagierte schnell, zog Jacks Sachen aus und
schüttelte sie kräftig aus, um die Ameisen zu vertreiben. Danach wurde die kleine Ernte, die den Appetit der Kinder nicht sättigte, eingepackt und Rose fuhr mit ihren Kindern nach Hause. Auf dem
Weg hielt sie an einem kleinen Laden in der Nachbarschaft an und kaufte ca. 2 Kilogramm Blaubeeren. Somit war das Abenteuer Blaubeerpflücken beendet und Rose machte nie wieder den Vorschlag, die
schmackhaften Früchte zu ernten.
Was Joseph und Rose ebenfalls von ihren Kindern erwarteten war absolute Pünktlichkeit. Wenn sich die Familie in Hyannis Port aufhielt, fuhr sie regelmäßig zu einem Beach Club. Die Kinder sollten
sich dort alle um 12.45 Uhr am Auto versammeln, sodass die Familie pünktlich um 13 Uhr zu Hause sein konnte, um zusammen Mittag zu essen. Alle hielten sich an diese Regel, außer Jack. Er schaffte
es immer wieder eine andere Mitfahrgelegenheit zu finden, so dass er meist eine Viertelstunde später am Esstisch erschien. Das hatte zur Folge, dass er keinen ersten Gang bekam und oft nur ein
dürftiges Mittag genoss. Nach dem Essen schlich er sich dann heimlich in die Küche und überredete den Koch, ihm etwas zu Essen zuzubereiten. Rose wusste davon, und ebenso war es Jack
allgegenwärtig, dass ihr das nicht entging. Sie ließ ihn jedoch trotz ihrer festen Regeln damit durchkommen, weil er so schmächtig war und eher ausreichend Nahrung benötigte als strikte
Disziplin. Dies zeigt, dass Rose eine strenge Mutter war, die jedoch oft auch das Wohlergehen ihrer Kinder über ihre Regeln stellte.
Rose Kennedy verstarb im Alter von 104 Jahren am 22. Januar 1995. Sie bestritt ein langes, kinderreiches Leben voller prägender Begegnungen sowie zahlreicher schmerzlicher Tragödien. John F.
Kennedy sagte einst über seine Mutter: »She was the glue that held the family together«.
P. M.