Auch über 50 Jahre nach dem Ende der Präsidentschaft John F. Kennedys ist die Faszination um ihn und seine Frau Jacqueline sowie seine Kinder Caroline und John, Jr. ungebrochen. Kaum eine andere Präsidentenfamilie schaffte es so tief ins kollektive Bewusstsein einzudringen wie die Kennedys, die auch als erste »königliche Familie« der USA bezeichnet werden. Dies liegt auch daran, dass die Kennedys es bestens verstanden, sich als First Family zu inszenieren.
John F. Kennedys Familie war von Anfang an ein wichtiger Bestandteil seines politischen Erfolgs. Spätestens durch die Heirat mit Jacqueline und die Geburt seiner Kinder wirkte er reifer und verantwortungsbewusster. Dabei wusste Kennedy schon zu Beginn seiner politischen Karriere, die Medien für sich zu gewinnen und setzte dies vor allem im Präsidentschaftswahlkampf 1960 erfolgreich ein. Neben Fernsehauftritten nutzte er insbesondere die Fotografie, um sich und seine Familie professionell der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei halfen Fotografen wie Richard Avedon oder Jacques Lowe, die berühmte Fotoserien schufen. Zudem zierten die Kennedys durch eine freundschaftliche Verbindung zum Verleger Henry R. Luce – auch schon vor der Präsidentschaft – mehrfach die Titel von Time und Life.
Mit dem Einzug ins Weiße Haus wurde das Bild einer glücklichen Familie noch gezielter und kontrollierter verbreitet. Dabei half vor allem Cecil Stoughton, der erste offizielle Fotograf für das
Weiße Haus. Seine zahlreichen »persönlichen« Aufnahmen aus dem Leben der Familie Kennedy während der 1000-Tage-Präsidentschaft trugen dazu bei, das Bild der jungen First Family in der
Öffentlichkeit zu etablieren. Denn Cecil Stoughton gelang es, intime Momente der Familie einzufangen – Bilder von Tochter Caroline auf ihrem Pony Macaroni oder John F. Kennedy beim Spielen mit
seinen Kindern sind hierfür Beispiele. Durch solche Fotos wurden die Kinder zu Lieblingen der Öffentlichkeit. Außerdem konnte sich die Bevölkerung mit der Familie Kennedy durch Aufnahmen, die wie
Fotos aus einem Familienalbum wirkten, identifizieren – die Kennedys wurden Teil der Familie. Allerdings gibt es nur selten authentische bzw. spontane Aufnahmen. So sind auch die berühmten
Bilder, die John, Jr. und Caroline spielend im Oval Office zeigen, Teil der Inszenierung der First Family.
Die Inszenierung eines glücklichen Familienlebens im Weißen Haus wurde besonders gefördert. Medienvertreter erhielten in einem bisher unbekannten Ausmaß Zugang zum Weißen Haus. In einer Mitte
Februar 1962 von CBS produzierten »Tour durchs Weiße Haus mit Mrs. John F. Kennedy« konnten sich beispielsweise 50 Millionen Fernsehzuschauer von den Ergebnissen der Renovierungsarbeiten im
Weißen Hauses, die auf Jackies Initiative zurückgingen, überzeugen. Dadurch erlangte die Öffentlichkeit einen nie zuvor dagewesen Einblick in die Räumlichkeiten des Weißen Hauses.
Allerdings war vor allem Jackie darum bemüht, das Weiße Haus tatsächlich zu einem Heim für die Kinder zu machen. Sie richtete einen Kindergarten für Caroline und Kinder der Angestellten im Weißen
Haus ein. Zudem gab es bald einen Swimming Pool und im Garten wurde ein Spielplatz samt Baumhaus für die Kinder angelegt. Außerdem leisteten den Kennedys im Weißen Haus zahlreiche Haustiere wie
Pferde, Hunde und Katzen Gesellschaft, die wiederum auch Teil der Inszenierung wurden. Die Familie verstand es, sich dadurch der Öffentlichkeit zum einen als weltoffen und elegant und zum anderem
als familiär und privat zu präsentieren.
Nach John F. Kennedys Ermordung rief Jackie den Kennedy-Mythos ins Leben. Sie bezeichnete die 1000-Tage-Präsidentschaft John F. Kennedys in Anlehnung an den Hof König Artus als »Camelot« und gab
so der Faszination um John F. Kennedy, die vor allem von der Bildhaftigkeit und Fotoserien aus dem privaten und öffentlichen Leben der First Family lebte, einen Namen. Jackie zufolge, habe
Amerika durch die Präsidentschaft ihres Mannes einen magischen und unwiederbringlichen Moment erleben dürfen, wo Kultur, Wissenschaft und Politik eine glanzvolle Symbiose eingegangen seien.
Im Laufe der Jahre musste der Kennedy-Mythos einiges von seinem Glanz einbüßen – beispielsweise durch die Enthüllung des schlechten Gesundheitszustandes John F. Kennedys. Nichtsdestotrotz leben
der Mythos und die Faszination um die First Family, auch aufgrund der medialen Inszenierung der Kennedys, bis heute weiter.
R. E.