Die am 28. Juli 1929 geborene Jacqueline Lee Bouvier war bereits früh an Literatur, klassischem Ballett, Reiten und der französischen Sprache interessiert. Sie begann 1947, nach ihrem Schulabschluss, ein Studium mit den Schwerpunkten Literatur und Kunst in New York, Paris und Washington. Im Anschluss folgte 1951 ihr erster Job als Reporterin bei der Zeitung Washington-Times Herald, bei der sie eine eigene Kolumne hatte. Hier machte sie ihre ersten eigenen Erfahrungen mit Pressearbeit, indem sie Interviews zum aktuellen Tagesgeschehen führte.
1952 lernte sie den jungen Politiker John F. Kennedy auf einer Privatfeier in Washington kennen und heiratete ihn im darauffolgenden Jahr. 1960 zahlte sich die Arbeit ihres Mannes aus; John F.
Kennedy wurde für die Demokratische Partei in das Rennen um die Präsidentschaft geschickt. Jacqueline war in die Kampagne eingebunden. Sie begleitete ihren Mann auf Reisen und gab Interviews, um
Wähler für Kennedy zu gewinnen. Darüber hinaus schrieb sie eine Kolumne namens »Campaign Wife«, die landesweit in Zeitungen veröffentlicht wurde.
Als First Lady verhalf sie ihrem Mann politisch zu mehr Erfolg, als sie es sich selber zugestand. Gerne betonte sie, dass sie ihre Arbeit als Mutter priorisiere und darüberhinaus nicht daran
glaube, dass Frauen in die Politik gehören.
Nach dem Einzug der Kennedys in das Weiße Haus engagierte sich Jacqueline Kennedy für eine umfangreiche Renovierung der repräsentativen Räumlichkeiten und für die sachgerechte Archivierung des
Mobiliars. So brachte sie zeitgenössische und historische Elementen aus der Vergangenheit mit der Gegenwart in Einklang. Im Rahmen der »A Tour of the White House with Mrs. John F. Kennedy«, einer
Sendung, in der sie Zuschauer landesweit durch das renovierte Weiße Haus führte, ermöglichte sie ganz Amerika Einblicke in die Abläufe im Weißen Haus. Der Umbau verlieh dem Gebäude Offenheit und
Traditionsbewusstsein und wirkte sich auch positiv auf den Präsidenten aus: Kennedy wirkte greifbarer und zugleich stilvoller. Indem sie regelmäßig Galas und Empfänge veranstaltete, gelang es
Jackie Kennedy zudem, eine Aura von Glanz und Transparenz zu kreieren, die die Menschen begeisterte.
Ebenso war sie maßgeblich an der erfolgreichen Pressearbeit der Kennedy-Familie im Weißen Haus beteiligt. Oft beschrieb sie ihre Familie in Interviews als »typisch amerikanisch« und als eine
Familie, deren Leben sich nicht groß von dem anderer unterschied. Eine Aussage, die wiederum im Gegensatz zu dem Glamour steht, den sie dem Weißen Haus verlieh. Jackie Kennedy vermochte es,
beides zu vereinen. Vor allem die Macht der Bilder spielt hier immer wieder eine entscheidende Rolle: Mit Hilfe diverser Fotoserien in Magazinen wie LIFE und TIME wurde das Bild einer jungen
glücklichen Familie stetig im Bewusstsein der Öffentlichkeit gefestigt.
Die positive Berichterstattung vieler US-Medien war nicht nur gewinnbringend für den Eindruck, den die Amerikaner von ihrem Präsidenten und seiner Familie hatten, gleichzeitig sorgte sie auch
dafür, dass Journalisten und Fotografen gleichermaßen durch die aktive Medienpräsenz ein enges Verhältnis zur Familie aufbauten.
Diese Tatsache kam Jackie Kennedy auch nach dem Tod ihres Mannes
zugute: Sie veranlasste ein Interview mit dem Journalisten Theodore H. White für das auflagenstarke LIFE Magazine. In dem Gespräch rief sie den berühmten Camelot-Mythos ins Leben, der bis heute
die Zeit der Kennedys im Weißen Haus definiert. Sie schilderte White, dass das Musical »Camelot« Kennedys Lieblingsmusical gewesen sei. Insbesondere die Worte »Don’t let it be forgot that once
there was a spot for one brief shining moment that was known as Camelot« hätten ihn immer wieder berührt. Sie bezog diese Zeilen auf Kennedys Präsidentschaft und betonte, dass es wieder große
Präsidenten geben würde, aber niemals wieder einen »Camelot«. So war Kennedys Ermordung plötzlich noch viel mehr als eine weltweite Tragödie, sie wurde zu einem nationalen Verlust erklärt, der
auch durch einen neuen Präsidenten nicht ersetzt werden konnte.
Jacqueline Kennedys Öffentlichkeitsarbeit wirft bis heute ein positives Bild auf sie und ihre Familie. So werden mit ihr vor allen Dingen ihre Stilsicherheit und ihre Renovierungsarbeiten im
Weißen Haus verbunden. Trotz ihrer aktiven Arbeit mit den Medien wurde sie aber auch als Ehefrau und Mutter kritisiert, da sie dem traditionellen Bild einer Hausfrau nicht entsprach. Trotzdem
verringerte das die Begeisterung an der First Lady und Stilikone nicht. Doch wer die Frau hinter der öffentlichen Person Mrs. Kennedy tatsächlich war, lässt sich auch heute nur schwer sagen, da
sie sich nach dem Tod Kennedys weitestgehend aus dem öffentlichen Leben zurückzog.
Marlen Kriemann